Ich kann nicht nachvollziehen, wie die beschriebene Hetzjagd nur auf den Ex-Minister abzielt und abzielte.
Auf Grund der sehr zahlreichen Nachweise bezüglich einer Täuschung von zu Guttenberg in seiner Doktorarbeit, kann niemand ernsthaft behaupten, dass der Ex-Minister all die Fehler nicht selbst bemerkt hätte. Es ist offensichtlich davon auszugehen, dass der Ex-Minister seine Fehler sehrwohl wusste und somit bewusst und letztlich erfolgreich zu täuschen versucht hatte.
Eventuell ist sogar davon auszugehen, dass ein sog. "Ghostwriter" im Spiel war. Solange in diese Richtung keine Untersuchung durchgeführt wurde und keine Beweise vorliegen, will ich aber gerne an seiner Aussage, dass er die Arbeit selbst geschrieben hat, festhalten und diese glauben.
Zwischenfazit: Der Ex-Minister hat bewusst getäuscht und somit erfolgreich den Doktortitel erhalten. Er hat gegen die wissenschaftlichen Regeln verstoßen.
Nun stellt sich für mich aber eine entscheidende Frage:
Ist dieser Täuschungsversuch dermaßen verwerflich, dass eine entsprechende Jagd gestartet wird?
Sicher nicht. Schließlich ist die Universität Bayreuth für die Vergabe des Titels verantwortlich. Der Ex-Minister hat sich den Titel ja nicht selbst gegeben. (Ähnlich einer Schwalbe im Strafraum oder eines Handspiels auf der Torlinie: Thierry Henry hat Frankreich durch ein regelwidriges Handspiel zur WM gebracht. Der Schiedsrichter hätte es sehen müssen, hat aber versagt.) Die Universität hat hier meiner Ansicht nach aufs allerübelste versagt! Wenn sie nicht sogar selbst am Betrug beteiligt ist! Dementsprechend ist der Stopp der Untersuchung nachvollziehbar. Höchstpeinlich nämlich, wenn eine derartige Arbeit auch noch mit der Bestnote ausgezeichnet wird. Da fällt es mir wirklich sehr schwer, den Jura-Professoren zu glauben, dass sie das nicht gemerkt haben.
Darüber wird aber nicht gesprochen und nicht berichtet.
Wer "schönt" nicht seinen Lebenslauf? Jeder versucht in seinem Lebenslauf alles so gut wie möglich darzustellen (einfaches Beispiel: Auslandsaufenthalt wird dargestellt als Sprache lernen und Kulturinteresse, obwohl eigentlich nur Urlaub gemacht wird). Das ist eine Gratwanderung, gegen die auch niemand etwas sagen kann. Das ist ganz normal und nicht verwerflich. Es ist auch nicht gelogen.
Endergebnis: Der Minister hat getäuscht und das erfolgreich. Die Uni Bayreuth hätte diese Täuschung aber ganz einfach erkennen müssen. Im Gegensatz dazu hat sie ihm aber die Bestnote für diese Arbeit gegeben!!!!!!! Wenn das nicht bis zum Himmel stinkt, dann weiß ich auch nicht. Ich schreib meine Doktorarbeit auch mal an der Uni Bayreuth. Scheint recht einfach zu sein. Einen allzu großen Vorwurf gegenüber dem Minister würde ich daher nicht sehen. Den größeren Vorwurf würde ich der Uni Bayreuth machen wollen.
Der Rücktritt ist richtig. Ich hoffe aber sehr, dass zu Guttenberg in ein paar Jahren noch stärker als jetzt zurückkehrt und als Kanzler erfolgreich Politik machen kann. Da ist er nämlich unschlagbar und mit Abstand einer der allerbesten, summa cum laude!
Die Universität Bayreuth sollte hingegen viel genauer Untersucht werden. Es kann jawohl nicht sein, dass dermaßen einfach ein Doktortitel vergeben wird!